Feb 062009
 

Asuncion (AR) Zeppeline, die ihren eigenen Treibstoff während des Fluges produzieren, eine schwimmende Insel, die durch Solarenergie ein unabhängiges Leben ermöglicht und eine Maschine, die organischen Abfall in Kohle, Asphalt, Gas und Brennstoff verwandelt – der deutsche Wissenschaftler Dr. Dieter Peter Petri steckt voller Ideen. Die letztere, den „Reactor de Materia Organica“ (RMO), hat er in seiner Wahlheimat Paraguay realisiert. Jetzt sucht er Abnehmer.Von Daniela Poschmann und Maria Seidt
Sich einmal wie ein Astro­naut fühlen, schwerelos durch die Atmosphäre fliegen – der Traum vieler Menschen, den sich jedoch bisher nur die Reichsten erfüllen können. Laut dem Deutschen Dr. Dieter Peter Petri könne das in 25 Jahren jeder, ob gewollt oder nicht. Dann wäre der Planet Erde so weit ausgemergelt, dass es weder Sauerstoff noch eine Ozonschicht gäbe, die völlige Apokalypse. Um das zu verhindern, müsse man schnellstens etwas unternehmen, weshalb er mit einigen paraguayischen Wissenschaftlern unter dem Dach des Centro de Investigacion en Ciencias y Tecnologias (Cientitec) in Asuncion das „Hospital de la Tierra“ ins leben gerufen hat. Gemeinsam forschen sie nach erneuerbaren, umweltfreundlichen Energien in Form von Solar, Wind oder Thermochemie. Ihr Aushängeschild, das – da sind sie sich sicher – die Wissenschaft revolutionieren und das Müllproblem ganzer Staaten lösen werde, ist der „Reactor Materia Organica“ (RMO), die Maschine, die organischen Müll in Kohle, Asphalt, Methangas (natürlicher Bestandteil von u.a. Erdgas – und Kohlenwasserstoff bzw. Brennstoff umwandelt. Natur im Schnelldurchlauf. Mit Hilfe von Infrarotstrahlen, die zuvor getrockneten und geschroteten Abfallprodukte erhitzen, und einem komplizierten Pyrolyse-Prozess wandeln sich Fruchtschalen, Blätter oder auch Autoreifen in besagte Stoffe um. Letztere daher, da Reifen aus Petroleum bestehen, das organisch ist. Der ganze Prozess basiert auf dem Prinzip, dass jede organische, also ursprünglich tierische oder pflanzliche Materie im Prinzip aus Kohle, aus kohlenstoffhaltigen Verbindungen besteht und daher quasi zurückverwandelt wird; oder wie Projektmanager Andres Barrios es ausdrückt: „Das, wofür die Natur Jahre braucht, schafft der Reaktor in einer Stunde.“ Gefährliche, die Erderwärmung vorantreibende Gase würden dabei nicht produziert, austretende Gase bestünden hauptsächlich aus harmlosem Wasserdampf. Bei diesem Punkt ist Drazen Gajic von dem Lehr- und Forschungsgebiet für Kokereiwesen, Brikettierung und Thermische Abfallbehandlung der Hochschule RWTH-Aachen skeptisch, aber gleichzeitig auch neugierig: „Es wurden mittels Radiolyse einige Zersetzungsversuche an verschiedenen Materialien ausprobiert, aber auch dort entstehen nach der beendeten Reaktion Produkte, die einerseits gewünscht und andererseits unerwünscht sind. Das waren aber nur Laborversuche mit radioaktiven Strahlen. Daher bin ich auf die Energiebilanz des Prozesses gespannt und die Apparatur, die diese Strahlen erzeugt. In dem Konzept vom Wahlparaguayer Dr. Petri heißt es dagegen: „Der RMO löst alle Moleküle der organischen Materie auf, inklusive aller Krankheitserreger, Viren, Pilze,.daher produziert er eine totale Desinfizierung und Entkeimung des Abfalls. Theoretisch ließen sich sogar bestimmte Kunststolle, also auch die überall durch Asuncion fliegenden Plastiktüten, die bis zu ihrer natürlichen Zersetzung rund 200 Jahre brauchen, dafür verwenden, da sie aus organischen Verbindungen bestehen. Dies sei aber viel zu schade, so Petri, schließlich könne man mit dem so genannten Aquaplast schwimmfähige und hermetische Häuser bauen, die noch dazu erdbebensicher seien.
Düstere Zukunftsszenarien
Am gefährlichsten seien laut Petri die organischen Abfälle, die sich im Verfaulungsprozess befänden und in diesem Stadium nur allzu gern von Ratten aufgesucht würden, die ihre Bakterien aufnähmen und verbreiteten. So wie im Mittelalter die Pest tausende von Menschenleben ausradierte. Und mit steigender Temperatur verkürze sich die Entwicklungszeit der Viren um ein Vielfaches. Ein weiteres seiner Beispiele gleicht einer Horrorfilm-Szene: „Durch die erhöhte Radioaktivität“, erklärt der seit mehr als zwei Jahrzehnten „an der Rettung der Welt“ arbeitende Wissenschaftler, „können Insekten wie Wespen eine Größe von 70 Zentimetern erreichen. Ein solcher Stich tötet sofort. Die Realität, sagt Petri, bestätige seine Forschungsergebnisse. Fast vergessene Krankheiten wie das Hantavirus seien zurück, Stürme und Flutkatastrophen beinah an der Tagesordnung – der Treibhauseffekt schreite voran. „Dabei haben wir doch einen makellosen Planeten bekommen. Auch unsere Kinder und Enkelkinder sollten die Chance haben, ein normales Leben zu führen, unterstreicht Andres Barrios eindringlich die Fakten. „Die haben im Moment nur noch keine Stimme, um sich zu wehren. Die einzige Stimme, die die zukünftigen Generationen haben, ist unser Gewissen“.
Die vereinten Nationen gehen übrigens da von aus, dass im Jahr 2025 die Nachtfrage nach Trinkwasser das Angebot um 56 Prozent übersteigen wird. Ein weiterer Punkt, der für einen schnellstmöglichen Einsatz eines solchen Reaktors spricht. Wird der Müll weiterhin in unterirdischen Müllkippen in Paraguay vergraben, verschmutzt das wertvolle Grundwasser mehr und mehr, und zum Trinken bleibt wenig übrig. Dabei besteht eh schon der gesamte irdische Wasservorrat zu 90 Prozent aus ungenießbarem Salzwasser. Eine Süßwasser spendende Quelle wie die 1.200.000 Quadratkilometer große „Acuifero Guarani“ muss daher vor Schadstoffen geschützt werden. Diese größte Trinkwasserreserve der Welt ist ein natürlicher unterirdischer Wasserspeicher, der sich auf Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay verteilt und so groß wie Frankreich, Spanien und Portugal zusammen ist. Renommierte Wissenschaftler behaupten, die Menge wäre ausreichen für die Versorgung der ganzen Menschheit für 200 Jahre. Die wirtschaftlichen Interessen an dieser Reserve sind groß, effektive Möglichkeiten zu deren Schutz existieren noch nicht.
Paraguay als reicher Vorreiter?
Aus ökonomischen Gesichtspunkten heraus sei auch der Reaktor sehr profitabel, berichtet das Forscherteam, zumal das Mengenverhältnis bei der Konvertierung 1:1, sei, betont Andres Barrios. Die Materie gehe nicht verloren, sie verändere sich nur. Damit die Maschine allerdings energetisch unabhängig arbeiten kann, verbraucht sie über die Hälfte der gewonnenen Stoffe gleich wieder. Übrigbleiben geschätzte 46 Prozent, will heißen: Beim Einsatz von einer Tonne organischen Mülls entstehe 50 kg Gas, 36 kg Asphalt, 200 kg flüssiger Kohlenwasserstoff und 175 kg Kohle – gesamt 461 kg Energie, die zum Verkauf stehe. In Anbetracht der aktuellen Marktpreise und der Annahme, dass der Reaktor pro Tag 50 Tonnen Müll verarbeitet, könne man 674.500 Gs pro Stunde und 337.250.000 Gs pro Monat erwirtschaften, abzüglich zehn Prozent Kosten. Paraguay könnte mit dieser Technik genau so reich sein wie Venezuela und Gas-oder Elektroenergie an anliegende Länder verkaufen, sind sie sich sicher, und außerdem beispielsweise finanziell vom Kyoto-Protokoll profitieren, da es den etwa beim Müllverbrennern unvermeidbaren Ausstoß giftiger Gase wie Kohlenstoffdioxid reduzieren würde. Außerdem sei ihr Reaktor, im Gegensatz zu den anderen auf der Welt existierenden Reaktoren ähnlicher Art, sehr günstig und a1s Leasing-Modell zu haben, damit er auch für Entwicklungsländer erschwinglich sei, so die Wissenschaftler. ,,Nur mit kostengünstigen Produkten werden wir wirklich und definitiv zur Wiederherstellung des Weltklimas beitragen können“, beteuert Barrios. Dr. Petri dazu: Auch wenn die hiesige Regierung noch nicht überzeugt sei, Brasiliens Präsident Lula habe bereits Interesse an der Technologie gezeigt. Wer mehr zum Reaktor erfahren möchte, kann sich an Andres Barrios,
Tel.: 0981 -854504,
e-Mail: andrus_py@ hotmail.com, wenden.

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