Die Mennonitische Weltkonferenz soll im Jahr 2009 in Paraguay ausgerichtet werden. Wenn auch die meisten Konferenzen in der Landeshauptstadt Asuncion ausgerichtet werden, erwartet man in den mennonitischen Kolonien des Zentralchaco viele Besucher aus aller Welt. In Neu-Halbstadt macht sich der Stadtrat Sorgen um ein schönes und sauberes Stadtbild, das man den Besuchern vorzeigen möchte. In der Tat hat sich Neu-Halb-stadt, die „Hauptstadt“ der Kolonie Neuland, in den letzten Jahren zu einer respektablen Stadt gemausert. Die neu asphaltierten Straßen in der Stadt, die asphaltierte Zubringerstraße bis zur Transchaco-Fernstraße, die rege industrielle und Handelstätigkeit der Kolonie -dies alles hat dazu beigetragen, dass man kaum noch von einem Dorf reden kann. Nein, es ist eine im Allgemeinen schöne und schmucke kleine Stadt geworden.
Und doch gibt es eine Anzahl von Grundstücken im Stadtbereich, die nicht so sauber sind, wie es die Tradition der mennonitischen Siedler vorschreibt. Zu Weihnachten wurde wohl ein wenig sauber gemacht, aber schon zu Jahresende sah man an vielen Stellen wieder Müll herumliegen.
Warum ist das so? „Nun“, sagt uns ein Bewohner der Stadt, „ich möchte nicht so gern davon reden, denn man wird dann gleich kritisiert, dass man andere diskriminieren wolle – aber es sind Zuwanderer, nicht die Mennoniten, die keine Blumen pflanzen, die den Zaun nicht in Schuss halten, die nicht jeden Tag den Bürgersteig fegen.“
Es handelt sich also um Lateinparaguayer, die zugewandert sind, um die guten Arbeitsmöglichkeiten in Neuland auszunutzen. Wenn sie genug verdienen, mieten sie oft ein Haus im Stadtbereich, auch um dort vielleicht einen Laden zu betreiben. Nach der internen Ordnung der Kolonie geht das eigentlich nicht, man behilft sich damit, dass der mennonitische Besitzer, der weiterhin als Besitzer verantwortlich bleibt, das Haus weitervermietet. Wer diese neuen Untermieter sind, ist in der Stadtverwaltung in vielen Fällen nicht bekannt. Wenn da mal was los ist oder es unsauber aussieht, weiß man nicht, wen man ansprechen soll. Klar, verantwortlich ist letztlich der mennonitische Besitzer, dem man bei einem vernachlässigten Grundstück die zweifache Gebühr aufbrummen kann. Doch so weit will man ja nicht immer gern gehen. Also beschloss der Stadtrat, eine Kartei über alle Nichtmitglieder, die in Neu-Halbstadt wohnen, anzulegen. Die mennonitischen Besitzer sind verantwortlich dafür, dass die Nichtmitglieder mittels Ablichtung des Personalausweises in der Stadtverwaltung angemeldet werden. Dies ist zu einem großen Teil bereits geschehen.
Der Stadtrat, der für die Jahre 2009 und 2010 gewählt wurde, hofft mit dieser Maßname, zu mehr Ordnung und Sauberkeit beizutragen, so dass allen Besuchern eine saubere und geordnete Stadt vorgezeigt werden kann.
ASUNC1ON (AR)
Feb 032009
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