Aug 032014
 

Gast-Artikel von Renate

Wir waren ungefähr ein Jahr in Paraguay, als ein Bekannter mich fragte, ob ich einen kleinen Papagei haben wollte. Er hatte Freunde im Chaco und sie wollten Ihm vier junge Blaustirnamazonen besorgen. Natürlich wollte ich, träumte man doch schon immer davon.

An dem Tag, als die “ Vier „in einem Pappkarton ankamen, öffnete ich vorsichtig den Deckel und sagte: “ Na,wen haben wir denn da? “ und als Erster begrüßte mich mein Rodolfo, er bettelte mich direkt um Essen an.Was soll ich sagen, es war Liebe auf den ersten Blick, obwohl er aussah wie ein gerupftes Huhn, er hatte kaum Federn,einen Riesenkopf mit einem noch größeren, schaufelähnlichem Schnabel…..und riesige Füße.

Ich hatte ja keine Ahnung mit füttern, jedesmal, wenn ich in seine Nähe kam, gab er mir zu verstehen: “ Essen „.Thomas bog mir einen Moccalöffel zurecht; Rodolfo bekam immer Haferflocken mit Milch. Ich klopfte also mit dem Löffelchen an sein “ Schnäbelchen „und er riß es auf,  wenn er genug hatte, schüttelte er den Kopf und der ganze Tisch und ich, waren voll Brei.

Fürs erste hatten wir für ihn einen Vogelbauer geliehen, da war er dann tagsüber auf der Terrasse immer in unserer Nähe; für nachts hatte ich ihm in einem großen Karton ein Nestchen gebaut und im Gästezimmer zum Schlafen gebracht. Morgens, wenn ich das Tuch wegnahm, begrüßte ich ihn immer mit: Ja guten Morgen mein kleiner Schatz, hallo Rodolfo. Es dauerte gar nicht lange, da konnte er seinen Namen und sagte: „Ja hallo“ und lachte .

Rodolfo war sehr gelehrig , er bellte wie – und mit den Hunden, krähte wie der Hahn, spottete die Nachbarskinder nach, wenn sie „Mama“ riefen und rief jeden unserer Hunde bei seinem Namen. Er trommelte sie zusammen, indem er rief: Kommt rein…..und alle kamen. Er sang mit mir zusammen und lachte wie ich.

Zweimal hatte er einen Ausbruchversuch unternommen, beim ersten Mal hatte er noch nicht einmal alle Federn; ich dachte nicht, dass er schon fliegen konnte. Er schaffte es bis zum Schafgehege, als ich nach ihm rief, antwortete er mir. Als ich bei ihm war ließ er sich erleichtert vom Baum in meine Arme plumpsen. Das zweite Mal flog er in die Wiese und war im Nu von unseren Hunden umringt, mir wurde ganz schlecht als ich dieses sah, doch da lachte Rodolfo und sagte : „Ja, hallo“, unsere Hunde waren so überrascht, diesen Moment nutzte ich und hob ihn hoch, wo er weiter ganz verlegen lachte.

Die morgendliche Begrüßung war nun auch schon so, wenn ich ins Gästezimmer kam, saß er auf der Gardinenstange und kam dann im Sturzflug auf meine Schulter geflogen.

Einmal hatten wir es eilig und wollten wegfahren, ich brachte Rodolfo schnell ins Gästezimmer und los gings. Abends wieder zuhause angekommen war der erste Weg wie immer ins Gästezimmer. Ich öffnete die Tür und sah als erstes unseren Hund „Puma“ ich hatte ihn aus Versehen mit eingesperrt. Ein Blick in den Karton – leer…..ich rief heiser “ Rodolfo „, da gab er mir Antwort und kam aus dem Bad gewatschelt.

Als er dann erwachsen war, baute ihm Thomas eine schöne Voliere, ganz in der Nähe der Terrasse, wo wir uns immer aufhielten.Wir spielten auch Verstecken, er kam dann plötzlich hinter einer Stange hervor und rief „Guggus“, es war zu nett. Er sorgte immer für gute Unterhaltung. Wenn wir Besuch hatten, war er der “ King „, er zog alle Register seines Könnens. Einmal hatten wir einen Gast, der sehr gerne und laut erzählte; das paßte Rodolfo nicht, da wollte ihm jemand die Schau stehlen, also fing er jedesmal wenn unser Gast zu erzählen anfing, laut zu lachen an. Was soll ich sagen – Rodolfo hat gewonnen.

Mein Rodolfo starb ganz plötzlich, ohne irgendwelche Anzeichen.

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 Eines möchte ich zum Schluß noch anmerken und es jedem ans Herz legen, soviel Spass ich auch mit Rodolfo gehabt habe, heute weiss ich, das es nicht richtig war. Kauft nie auf der Straße oder auf dem Markt Papageien, auch wenn sie Euch noch so leid tun oder ihr doch so gerne einen haben wollt. Der einzig richtige Platz, auch wenn ihr noch so schöne Volieren baut, ist für diese Tiere die Freiheit. Die Indianer räumen die Nester der Papageien aus und kriegen dafür ein kleines Trinkgeld, viele von den jungen Vögelchen sterben auf dem Transport, zusammengepfercht in kleinen Kisten. Und dieses nur weil wir unbedingt einen haben müssen.
Denkt daran : EUER MITLEID IST DES TIERHÄNDLERS GESCHÄFT…..und er kassiert richtig ab.

  Eine Antwort zu “Rodolfo”

  1. Hallo Renate,

    ein super Artikel über Rodolfo. Aber wie Du am Schluss schon schreibst: DIESE TIERE GEHÖREN IN DIE FREIHEIT!
    Liebe Grüsse
    Hanne

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